Sonntag, 6. Januar 2013

das ist die lange geschichte vom karl wo er war




zeit für eine geschichte!

"karl, erzähl mir wo du warst", sagt der kleine begleiter.
karl ist dieser nette herr auf dem zweiten foto. er ist ein treuer begleiter vom kleinen begleiter. entfernt muss er verwandt sein mit einem gewissen klabautermann-nachfahren...

also, karl erzählt: wir waren auf dem land, weisst du noch? da bin ich aufgewacht und ihr seid alle weg gewesen. die schuhe waren weg, das haus war leer. ich bin aufgestanden, hab was gefrühstückt und einen kaffee getrunken -
- magst du kaffee, karl?! n-
ja, manchmal mag ich einen kaffee. also hab ich meinen kaffee getrunken, hab meine zähne geputzt und bin raus gegangen. ich wollte so gerne mal wieder reiten gehen, da bin ich zum reiterhof gelaufen. hab mir die pferde angeguckt und das schöne braune ausgesucht. einen sattel brauch ich nicht, die sind alle zu gross für mich. aber ein halfter, damit ich mich festhalten kann.
wir sind erst im schritt am weg entlang geritten. der wind pustete und pustete, dass er die weiden bog. dann trabten wir über den acker, und dann galoppierten wir zum wald. der wind pustete, dass die mähne vom pferd flog. auf einmal - auf einmal da hörte ich ein lautes, wildes bellen. ein hundebellen.
oje, dachte ich, wenn da mal niemandem was passiert ist.
schnell sind wir hingeritten. das pferd war unruhig und wollte erst nicht, aber ich habs beruhigt und dann in der nähe von der stelle, wo die hunde gebellt hatten, angebunden, damits nicht wegläuft. noch ein stück bin ich in den wald hinein gelaufen: da war ein riesiges durcheinander. die blätter durcheinander, äste abgebrochen, federn lagen rum, die erde aufgewühlt. oje oje, hoffentlich war niemandem was passiert. es war ganz still, die hunde waren weg... da hörte ich ein winziges "piep, piep". woher kam das nur? ich guckte und lauschte und guckte und fand es unter dem busch: ein kaputtes nest, und darin ein kleines rotkehlchenkind. so klein. so etwa: so.
- so? -
eher so. ja, so klein. ganz klein. es piepste. ich fragte: rotkehlchen, gehts dir gut? tut dir was weh?
piep, piep, machte es, nein, piep, die hunde... die hunde, sagte ich, die sind weg. wo ist denn deine mama? piep, sagte es, piep, meine mama, piep piep. die war weggeflogen, vor lauter angst. das rotkehlchenkind hiess roti, piepste es. hm, was sollte ich jetzt tun? ich konnte das roti ja nicht alleine lassen, wenn die hunde zurück kämen... da fiel mir das alte vogelhäuschen ein, das ich auf dem weg hierher an der buche gesehen hatte. ich nahm das roti ganz behutsam in meine hände und setzte es auf den pferderücken. zum pferd sagte ich: du bleibst ganz ruhig, damit das roti nicht hinunter fällt, klar? das pferd schnaubte, ok.
bis zur buche waren es etwa zwanzig schritte (das entspricht etwa dem weg bis zum badezimmer). ich ging hin, kletterte die buche hoch, klappte das vogelhäuschen auf, guckte rein. da war auch ein durcheinander. also räumte ich erst mal auf: die modrigen blätter raus, die knorrigen äste raus, all den müll weg. das vogelhäuschen zugeklappt, reste vom nest, ein paar federn, ein paar kuschlige blätter geholt, die buche hoch, vogelhäuschen aufgeklappt, alles reingelegt, vogelhäuschen zugeklappt, wieder runter. noch schnell einen wurm und eine beere in die hosentasche und dann das roti holen. mit dem roti die buche hoch, mann, war das anstrengend. vogelhäuschen aufgeklappt, roti rein, wurm und beere dazugelegt. roti, ich geh jetzt deine mama suchen. aber du musst mithelfen. du musst laut piepsen, damit sie dich hört, wenn sie in der nähe ist. die hunde kommen hier nicht hoch, keine angst. und ich komm bald wieder.
vogelhäuschen zugeklappt, buche runter, zum pferd. ich bin zwar losgeritten, hatte aber keine ahnung, wie ich die rotkehlchenmama finden sollte. weit und breit keine zu sehen. plötzchen tauchten die hunde vor mir auf und bellten wie wild. sie waren wütend und wollten wissen, wo der vogel sei, und ob ich wisse, wer den schlüssel geklaut habe. die hunde. ich hab gesagt: ich hab keinen vogel gesehen und wer bitteschön klaut denn schon einen schlüssel. es dauerte eine weile, bis ich sie ein wenig beruhigt hatte. ich versicherte ihnen, dass ich keinen vogel gesehen hatte, und wenn ich einen schlüssel fände, würde ich sofort bescheid sagen. dann erst liessen sie mich fort.
eine weile ritt ich noch weiter, bis ich endlich eine idee hatte: schnell nach hause und dort an den schreibtisch. ich schrieb auf viele zettel: 'rotkehlkehlchenkind gefunden, ist im vogelhäuschen an der buche. rotkehlchenmama gesucht. karl.'
- hast du mit karl unterschrieben? -
ja, damit alle wissen, dass das nicht irgendein hund geschrieben hat, sondern ich. die zettel hab ich im wald weit oben an die bäume gehängt. an die birke, die tanne, den ahorn, die andere buche. überall. und dann weitergeritten. da hab ich da drüben die elster gesehen. ach, die elster! weisst du, was die elster manchmal macht?
- die klaut was!
genau, die klaut blinkende sachen. also bin ich zur elster hin und hab gesagt: hallo, elster. hast du vielleicht einen schlüssel geklaut? und die elster sagte: ich?? nein, warum sollte ich denn sowas tun? hab ich nicht.
elster, sagte ich, hör mal. da ist ein kleines rotkehlchenkind, das ist ganz alleine. weil seine mama aus lauter angst vor den hunden weggeflogen ist. weil nämlich die hunde denken, ein vogel hätte den schlüssel geklaut. nämlich. und jetzt sag du mir, ob du den schlüssel hast.
nein, sagte die elster, hab ich nicht.
elster, sagte ich. ich kann nicht immer auf das kleine rotkehlchenkind aufpassen, ich muss ja morgen wieder nach berlin. wenn du den schlüssel hast, musst du mir das sagen. ich versprech dir auch, dass ich keinem verrate, wer ihn hatte.
die elster druckste so rum. dann sagte sie: na gut.
ich durfte ins nest der elster reingucken. weisst du was da drin war?
- ein schlüssel! -
das war bestimmt der schlüssel von den hunden. ich hab ihn mitgenommen und mit der elster ein bisschen geschimpft. und dann hab ich mich auf die suche nach den hunden gemacht.
bald hab ich sie gefunden: wild bellend liefen sie mir entgegen. ich hab euren schlüssel!, sagte ich. sie nahmen ihn gleich sofort und mussten mir versprechen, dass sie keine vögel mehr ärgern, jetzt wo sie den schlüssel wieder haben.
so. das problem war gelöst. aber wie sollte ich jetzt die rotkehlchenmama finden? ich ritt zu der stelle, wo ich das roti gefunden hatte und setzte mich ins unterlaub. ganz still wars. ich wartete und wartete und wartete und schlief fast ein. da, auf einmal, sass ein rotkehlchen ganz nah vor mir. leise sagte ich: he, rotkehlchen. bist du die mama vom roti? ich bin der karl.
piep, sagte die rotkehlchenmama, ja, wo ist das roti? piep piep.
eilig hab ich der rotkehlchenmama die buche gezeigt, sie ist flitzeblitze ins vogelhäuschen geflogen, ich wartete unten. sie steckte den kopf aus dem loch und piepste: wie hast du das denn eingerichtet? und warum ist das so weit oben?
hm, tja, damit die hunde nicht an euch rankommen, sagte ich. ok?
jetzt wo ich wusste, dass es dem roti und seiner mama wieder gut ging, bin ich mit dem pferd zum stall geritten, hab es zurück gebracht, bin nach hause gelaufen, hab mittaggegessen, ein schläfchen gemacht und als ich wieder aufgewacht bin, da ward ihr alle wieder da.

zu ende!


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