Mittwoch, 29. Mai 2013

wachstumswerkstatt: die sache mit dem messen


der mai geht dem ende zu, meinen kleinen begleiter einen monat lang regelmässig mit "darf ich dir mal was zeigen?" zu nerven, reicht aus. einen rückblick gibts morgen, und weiter gehts sowieso, denn das wachsen hört ja nicht plötzlich auf.

auf unserer liste stand: messen was das zeug hält. nun hab ich eine natürlich abneigung gegen die messbarkeit von allem und jedem, besonders wenn ich mich gerade mit der quantitativen messung von leistungen im bildungsbereich rumschlagen muss. darum ging es mir vordergründig darum, dem kleinen begleiter zu zeigen, wie beobachtet werden kann, verglichen, wie unterschiedlich gemessen werden kann, und vielleicht in die nähe von dem unterschied "grösser - kleiner" / "älter - jünger" zu kommen.
wir haben also bei jeder gelegenheit wege ausgemessen - wie viele schritte braucht der kleine begleiter, wie viel die grossen. wir haben bäume umarmt und an abgesägten baumstümpfen ringe gezählt. natürlich unendlich oft den kleinen begleiter an die messlatte gestellt. die tomatenpflanze eignete sich am besten, sie tatsächlich mit dem meterband abzumessen - irgendwann fing sie dann aber auch an, nicht mehr nur in die höhe, sondern auch ordentlich in die breite zu wachsen. läuft eben nicht immer alles linear...

meine montessori-stäbe hab ich bis jetzt nicht fertig bekommen. nichtsdestotrotz, gerade weil ich in den letzten beiträgen öfter mal die dame erwähnt hatte, möchte ich dazu noch was bemerken:
es scheint zwei montessori-schienen zu geben: einmal hat sie didaktische mittel, materialien gesammelt und in ein grösseres konzept von kindgerechten lernzusammenhängen gestellt. immer mehr wird das angewandt, als puzzleteile von vielen verschiedenen konzepten. berrypicking.
historisch gesehen hat sie sicherlich einiges losgetreten, was allerdings einige jahrhunderte vor ihr bereits auch schon mal alle so in etwa formuliert wurde, und gehört wird dann, was gehört werden will.
andererseits ist ihr eigenes denken geprägt von ihrer medizinischen, auch zeitgeprägten sicht auf den menschen: sie misst am "normalmenschen", und entwickelte diese bildungskonzepte in den kinderhäusern v.a. eben für nicht normale kinder, die wieder normal werden sollten. ihr hygiene-begriff, den sie vom körper auf die psyche umdeutet, ist mir ehrlich gesagt sehr suspekt, wenn nicht zuwider.

und doch hat sie eben, unter anderem, ein paar kriterien oder eckpunkte formuliert, die einleuchten oder vielleicht bloss sinnvoll wären, würde man sie sich ab und zu ins gedächtnis rufen:

kinder lernen durch wiederholung, und sind dabei nicht an vorstellungen von effizienz oder zielen gebunden. das bestätigt wohl die hirnforschung, noch so ein liebling von mir.
sie lernen nicht linear aufsteigend, sondern in kreisen, nach beziehungsmustern, ordnungen hatte ich bereits erwähnt, innerhalb von sogenannten aufmerksamkeitsfenstern.
das heisst, eine sache oder einen wissensbereich in verschiedenen zusammenhängen deutlich zu machen, ermöglicht ihnen die übertragung von gelerntem auf neues.
klingt irgendwie logisch, oder?
für die verwendung ihrer materialien (und ich würde das erweitern durch: alle das selbstständige lernen fördernde, sinnliche lernmaterialien) gelten die freie wahl der beschäftigungsart, freie wahl der zeit (also auch der dauer), des ortes und des partners durch das kind. das verlangt einen freien arbeitsort (für eine konzentrierte benutzung ohne ablenkung oder störung) und eine langsame, deutliche, wenig erklärende orientierung durch den partner. keine kontrolle.
die materialien sollten eine möglichkeit der eigenen fehlerkontrolle bieten (damit "fehler" eben keine fehler, keine verfehlungen sind, sondern ein schritt in die richtige richtung), sie sollten den zusammenhang zur umwelt ermöglichen, ... ach es gibt viele punkte.

die stäbe, zehn stück an der zahl, in zehn verschiedenen längen von 1 bis 10, ermöglichen das abmessen mit der hand (frage: welche hand? kinderhand oder erzieherinnenhand? männerhand oder frauenhand? dreijährige oder fünfjährige hand?) und dadurch eine begreifbare längenmessung, messung von verhältnissen, ordnen nach grösse (länge) oder räumliche anordnung oder das rechnen  ... da gibts mehr dazu.
ich werde davon vielleicht drei oder vier stäbe aus dicken ästen anfertigen. irgendwann.
und über den herbst möchte ich mir dann mehr zahlenmaterial und die gehördosen zusammenstellen.

denn das ist eigentlich das, was ich faszinierend finde an montessori-materialien: sobald man sich etwas länger damit beschäftigt, wird offensichtlich, dass es sammlungen sind aus dem realen leben, es sind griffe, isolationen von einzelheiten, die aber nicht allein stehen. sie haben etwas ätshtetisches und sind gleichzeitig so leicht zu hause umzusetzen (zumindest ein grossteil) mit wenig mitteln und viel fantasie.
jetzt würd emich bloss noch interessieren, ob es langzeituntersuchungen gibt, wie sehr so ein umgang mit der welt und ihren beziehungen geholfen hat - hinsichtlich schulvorbereitung und-erfahrung, aber auch hinsichtlich sonstiges leben.

dass dieser beitrag jetzt so gänzlich ohne belege und querverweise, auch wohin weiter gegangen werden könnte, daherkommt, ist mir zwar nicht recht, lässt sich aber grad nicht ändern. bloss: die frau liebe hat einiges schönes gefunden und selbst zusammengestellt. weniger theoretisch, aber anschaulich.
da gibts dann auch mehr bilder dazu.

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