Montag, 12. Mai 2014

anders gucken


M
dieser montag verdient einen kleinen umweg über das visuelle, und das >über< ist wortwörtlich gemeint, also die metaebene des visuellen, und den bereits angesprochenen veränderten (oder: sich verändernden) konsum des visuellen. dass mensch visuell veranlagt ist, aber um darüber zu kommunzieren und ausgelöstes zu teilen, doch wieder auf wörtliche sprache zurückgreifen muss, das ist nicht zuletzt ein problemfeld der dokumentation.
gerade eben habe ich zwei dokumentarisch-kreierende projekte entdeckt, die meinen montäglichen wunsch nach neuer inspiration deutlich erfüllt haben: montag verlangt nach etwas neuem, etwas weiter entfernt von mir, für eine richtung der woche oder einfach einmal um die ecke denken, woanders hin in meinem kopf, von dem ich auch gerne mal eine echtzeit-karte hätte, einmal für nachts und einmal für tags, und dann die folien übereinander legen und sich über brücken freuen.

letzte woche haben wir an der re:publica viel über den begriff des authentischen gesprochen. indre und ich haben versucht, uns dem begriff über den konsens von wörterbüchern zu nähern (und ich hab mich ein bisschen sehr gefreut über solche ähnlichkeiten in der näherungsweise). was ist authentisch?
nach vielen folgegesprächen bleibe ich mit folgendem zurück: im theater ging es mir (und geht es eigentlich fast immer) um die abmachung zwischen theaterschaffenden und zuschauenden, die in diesem einen vergänglichen moment im idealfall wieder etwas neues entstehen lassen - also, es geht um die gemeinsame abmachung des bewusstseins, dass es inszeniert ist, was jetzt konsumiert wird und vielleicht innerlich was bewegt. aber dass diese inszenierung nur dann berührt, wenn sie so glaubwürdig ist wie nur irgend möglich (bzw. mit diesem ansatz spielt) - und damit authentisch ist. denn sie ist ein original. ist alles eine frage der akzeptanz?

http://www.bleedinglondon.co.uk/wp-content/uploads/2014/05/logo-4.png

bleeding london versammelt dokumentarische fotos von ganz london innerhalb von sechs monaten. es soll die gemeinschaftlich erarbeitete total-dokumentation des momentanen zustands dieser stadt werden. unter den fotos finden sich aber, wie ich finde, derart detaillierte perspektiven, dass darüber auch eine rezeption, ein bild dieser stadt, wie es sich in den köpfen derer, die sie dokumentieren, vermittelt.


http://www.boredpanda.com/blog/wp-content/uploads/2014/04/colourized-black-and-white-photography-history-5-2.jpg
Patty Allison



kolorist*innen von alten schwarz-weiss-photos finden sich hier in einer auswahl von 20, die allein schon verstörend wirkt (auch weil damit wieder mal deutlich wird, auf welchen bildern unsere historizität gründet, aus welchen bildern sich unser geschichts- und kulturbild zusammensetzt). das schönste bild, weil es mindestens drei ebenen enthält, ist dieses hier. heute sitzen wir aufgeklärten frauen zwischen 30 und 40 vor einem bildschirm aufrecht und reproduzieren bloggend ein ästhetisch-authentisches bild von unserem leben.









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