Donnerstag, 3. Juli 2014

frühsommerreise: züri I




erste station: züri.
hier folgt ein essay über mein verhältnis zu dieser stadt.
nein, keine zeit.
als ich mit dem fahrrad meines kleinen bruders durch diese stadt fuhr, die mir so viel angetan hat, ohne die aber auch die nicht mehr ganz hälfte meines lebens relativ leer gewesen und mein leben jetzt mit aller wahrscheinlichkeit um einiges leerer wäre - beim fahren also dachte ich: jetzt könntest du dich ja mal auf die reise machen, innerlich und äusserlich, und mal genau darüber flanieren im kopfe, was dich so stört, wenns denn erlaubt ist.
bis ich zu meinem flanieren komme, sind mir schon mal ein paar schöne sachen aufgefallen: züri wird grüner. oder mein ich das nur?



in züri wachsen jetzt an den bäumen und strassenrändern mehr und mehr wildblumen. also keine geranien in irgendwelchen geometrischen formen sondern mohn, stockrosen am limmatquai, petflaschen-hängegärten hinter der tramhaltestelle. kampagnen für die biodiversität auf den magerwiesen jenseits der pusteblume (war es pro natura? i weiss es nümä.) gräser statt steinen. nicht überall, nein. aber für ein suchendes auge mehr als auch schon.



und nicht zuletzt gibt es einen neuen laden: veg and the city. Gudrun Ongania sieht auf jedem foto, das ich von ihr sehe, anders aus, und in echt auch nochmal. in echt irgendwie am besten. gerade wird wieder umgebaut im laden, in dem es angenehm kühl ist, nachdem ich draussen auf der nackten neuen strasse gebraten und gebrutzelt wurde.





Gudrun Ongania hat veg and the city gegründet, weil sie keine lust mehr hatte auf ihren bürojob und mehr lust hatte, aus ihrem grünen daumen etwas zu machen - und anderen dabei zu helfen, ihren grünen daumen zu pflegen, oder: auszugraben. das konnte mensch zum beispiel hier schön nachlesen.



veg and the city erinnert ein bisschen an frau gerolds garten: es ist jetzt hipp in züri, etwas grün zu sein. und das heisst, es darf auch etwas kosten, das gärtnern. oh nein, jetzt hab ich schon wieder was zu meckern: aber es ist eben so. während urban gardening in berlin für lau für die kunst für den geschmack an der freude gemacht wird und sich jede wassertonne zusammengebastelt wird, sieht in züri auch urban gardening so schick aus, dass es ins büro passt. der demokratische aspekt des urbanen gärtnerns geht mehr oder weniger verloren: studierende und menschen an der existenzgrenze können sich solch schick-recyclte produkte zum gärtnern nicht leisten, und auch die bio-erde und der bio-setzling werden schnell zu einem luxusgut. und das war doch nicht das ziel - odr?
 egal, Gudrun Ongania hat das zeug zu einem idol, und ihr laden wäre meine rettung, würde ich noch in züri leben. sie führt zum beispiel saatgut der zollingers, dem ältesten biologischen gemüsesaatgutbetrieb der schweiz. ausserdem die erste von mir gesichtete wildblumensamenmischung für schattenpflanzen (denn obwohl das mit akelei, storchschnabel, waldveilchen und bachnelkwurz alles keine aussergewöhnlichen pflanzen sind, sind sie deswegen nicht leichter als saatgut aufzutreiben). und von denen hab ich mir gleich so einiges mitgenommen...und ein paar ideen noch dazu.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen