Freitag, 24. Mai 2013

ausfahrt













wir hatten das glück, vor die haustür zu fahren. manchmal liegts eben da, ganz unbemerkt und per zufall gefunden: klein-glienicke, die ehemalige vernachlässigte büdnerstelle, heute ansammlung wohlverdienender mitmenschen und dazwischen mal liebhaber- und versuchsobjekt von prinz carl von preußen.
prinz carl und das schweizer wallis und die herren lenné und pückler. wir sind nicht bis zur teufelsbrücke über der teufelsschlucht aus künstlicher felsformation mit künstlichem wasserfall gekommen (ach, gotthard, du traumbild von verkehrsstau). aber die blicke über (auch künstlich aufgeschüttete) hügel, sanfte täler, die havel, die wiesen, die bäder voller pusteblumen, das eingepackte schloss babelsberg mit gotisch geschwungenen wuchshilfen
- in jens arndt: "glienicke" stand erzählt, wie diese bilder auch einer idealisierten schweiz im kopf des spaziergängers durch landschaftsarchitektur kreeirt werden. mächtige ulmen, buchen. frisch gepresster apfelsaft aus dem garten unserer gastwirtin, in deren zimmer mit ausblick wir so erholsam geruht haben. auf ihren rat hin den leckersten kaffee zwischen alten automobilen in der garage du pont getrunken. morgens der leise ruf des kuckucks.

die glienicker parklandschaft steht unter unesco-welterbe-schutz. das heisst, nicht nur steinerne architektur ist schützenswerter ausdruck von kultur, sondern auch das wandelbare, wachsende, flüchtige. ich denk sofort an die flüchtige strassenkunst (diese, oder diese, oder diese, oder so viele andere). was heisst dann wachsen in einem solchen zusammenhang? was bleibt erhalten? und wie bleibt es erhalten?

aus andere gründen überfliege ich gerade darstellungen von montessoris materialien und didaktik. montessori hat eine vielzahl an zusätzlichen sinnen bestimmt, unter anderem den ordnungssinn. sie versteht unter ordnung nicht die korrekte anordnung von dingen, sondern die beziehung zwischen den objekten, also die struktur, die ein kind erkennt durch beobachtung der regelmässigkeiten und veränderungen. kultur wäre dann also die art und weise, wie diese beziehungen zwischen den objekten gebildetet werden, der wert, der ihnen zugesprochen wird, ihre veränderung bzw. veränderbarkeit, ihr ausdruck, ihr zusammenhang zu sozialen positionen. und landschaftsarchitektur wie in den preußischen gärten als schützenswertes kulturobjekt bildet dann beziehungen ab zwischen nicht fixen objekten, die (kulturell wertvolle) bilder erzeugen (und die damit gefühlslagen erzeugen sollten). das heisst, nicht die objekte (also: die bäume, die gartenhäuser, die wiesen) müssen zwingend erhalten werden, sondern die beziehungen zwischen ihnen. wie aber soll das gelingen? mit sicherheit unterliegt allein schon der blickwinkel auf diese beziehung historischem wandel.
perspektiven romantischer und klassischer malerei heute einnehmen und abbilden - das wäre ein neues projekt. was sollte damals evoziert werden, was geschieht heute, wenn wir so auf unsere stadt und ihre gärten blicken?


1 Kommentar:

  1. Das wäre aber auch ZU SCHADE gewesen, wenn Du uns diesen Tipp vorenthalten hättest :-) Es ist nie zu spät! Vielen Dank für Deinen Beitrag und liebe Grüße!

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